Die 2. Bitte: "Dein Reich komme"
Die 3. Bitte: "Dein Wille geschehe"
Die 4. Bitte: "Unser tägliches Brot gib uns
heute"
Die 5. Bitte: "Und vergib uns unsere
Schuld"
Die 6. Bitte: "Und führe uns nicht in
Versuchung"
Die 7. Bitte: "Erlöse uns von dem Bösen"
Herr, laß nicht ab, zu lieben
und zu tragen,
wenn auch so vieler Ruf zu dir
verklang.
Es gibt auch andre noch, doch
mir ist bang:
Wie sind die Menschen rar, die
nach dir fragen!
Du lockst zu dir; die Welt ist
abgebogen;
es ist der Glanz der Dinge,
der sie bannt.
Sie hat dein Ziel, dein
Zeichen nicht erkannt,
die Macht, das Geld hat von
dir weggezogen.
Doch ist die Umkehr möglich,
Wege offen
und mancher Wink, der uns die
Richtung weist.
Er zeigt zu dir, zu Segen,
Sinn und Hoffen...
Er führt uns heim, nach Haus,
zum "Vater" eben,
wie du, o Herr, für deine
Kinder heißt.
Es ist dein Name, Gott, in dem
wir leben!
Es ist dein Name, Gott, in dem
wir leben,
dein ganzes Wesen: Daß du Vater
bist!
Wie nur ein Freund, der groß
und gütig ist,
so tust du uns - auch wenn wir
widerstreben!
Es tut dir weh, wo wir nach
Eig'nem trachten,
die Hand verlassen, die uns
nährt und schützt,
um das zu tun, was unserm
Namen nützt
und so den deinen schmählich
zu verachten.
Du läßt uns los und solche
Kinder sein,
die ihrem Dünken nach nun
Freiheit haben -
und bleibst doch nah - nicht
einer ist allein!
Verbirgst dich zwar, doch dir
verdanken wir
Gesundheit, Kraft und alle
andern Gaben,
auch was wir selber sind, ist
Teil von dir.
Auch was wir selber sind, ist
Teil von dir,
es ist Geschenk der Gnade -
nur verliehen
zu Gottes Dienst - auch wenn
wir vor dir fliehen;
doch nur zu deiner Ehre sind
wir hier!
Du lädst uns ein, mit deines
Geistes Waffen,
in deinem Namen das
versproch'ne Reich,
in dem du König bist und
Menschen gleich,
schon jetzt und hier, in
dieser Welt zu schaffen.
Ich zög're noch. Der Auftrag
ist so groß -
und ich so schwach. Wirst du
mein Wollen stärken,
und hilfst du mir? - Ich laß
mich in dir los,
bis ich mich ganz in deiner
Kraft verlier'!
Der große Gott in meinen
Menschenwerken?
Ich bin so klein - und doch
vertraust du mir!?
Ich bin so klein - und doch vertraust
du mir,
daß ich zum Zeichen und zur
Hoffnung werde:
Sie steht noch aus, die gute
neue Erde,
auf der einst Friede herrscht
für Mensch und Tier.
Sie steht noch aus! - und wird
und muß noch kommen
(und mancher wünscht und sehnt
sie sich herbei!).
Da werden Kranke heil,
Gefang'ne frei
und Tod und Schmerz und Ängste
fortgenommen.
So will ich, Gott, zu solchem
Hinweis dienen:
Daß schon begann, was einst
vollendet wird;
der Zukunft Anfang ist am
Kreuz erschienen!
Du wirst sie selbst ins Licht der
Zeit erheben.
Es ist an mir, bis dahin
unbeirrt,
von deinem Reich ein Zeugnis
abzugeben.
Von deinem Reich ein Zeugnis
abzugeben,
hast du mir, Gott, als
Lebenssinn bestimmt,
und wo mein Herz sich dies zum
Auftrag nimmt,
da fließt die Kraft; ich
trinke gleich den Reben
an ihrem Stock den Saft, der
sie erhält
und ihnen Wachstum gibt und
daß sie blühen.
Es ist dein Schenken, Gott,
nicht mein Bemühen
und ist dein Wille, daß nicht
eine fällt!
Doch zwingst du nicht, ich kann
mich von dir lösen,
um das zu suchen, was mir Ziel
und Glück...
Du sagst dein Wort, doch
hinderst nicht am Bösen,
und selbst die Abkehr kannst
du zugestehen;
wo einer geht, du hältst ihn
nicht zurück.
Doch wird dein Wille, wenn du
willst, geschehen!
Es wird dein Wille, wenn du
willst, geschehen
und wär' der beste, deines
Segens voll:
Das klare Wort, wie jeder
handeln soll,
das rechte Maß, das Gute
abzusehen.
Doch sind wir blind, betört
von eig'nen Dingen,
so ganz vernarrt in Wissen und
Verstand
und was wir können, stolz auf
unsre Hand
und auf die Werke, die wir
selbst vollbringen...
Wir hören nicht, was deine
Stimme will;
wir sind erfüllt von unsrem
eig'nen Wollen,
ja, ganz beherrscht! Nur
selten sind wir still,
daß unser Schweigen deinen
Willen ehrt. -
Steht uns das zu: Verweigern,
was wir sollen?
Was ist ein Mensch, daß er dem
Schöpfer wehrt?
Was ist ein Mensch, daß er dem
Schöpfer wehrt,
aus dessen Hand er kommt, der
ihn gemacht
und der im Geist ihn wunderbar
erdacht
zu seinem Ruhm; wer hat ihn
denn gelehrt,
nun Gottes Kraft, aus der er
lebt, verlassen,
um, wie er meint, dann groß
und frei zu sein?
Wo kommt das her? Wer gibt dem
Menschen ein,
gar Gott zu schmähen und ihn
kalt zu hassen? -
Ich will es sehen, all dies
große Tun,
daß laut mein Mund, was er mir
schenkt, besinge:
Nimm meinen Dank, mein Gott!
Ich will nicht ruh'n,
bis jedes Wort und Werk dein
Lob vermehrt.
Du bist die Freude, Schenker
aller Dinge!
Du gibst mir täglich, was mein
Leib begehrt.
Du gibst mir täglich, was mein
Leib begehrt,
und auch mein Herz empfängt
aus deinem Sorgen.
Du bist mein Gestern,
Gegenwart und Morgen,
bewahrst mir Gut und Leben
unversehrt.
Ich habe Mut - er fließt aus
deiner Güte
und bin gesund - von deinem
Blick bewacht;
selbst wenn ich strauchle,
hast du auf mich acht,
daß deine Hand mich stärke und
behüte.
Du bist mir alles: Luft und Licht,
das Treiben,
aus dem mein Zweifel noch die
Hoffnung zieht,
wenn alles dunkel ist, bei dir
zu bleiben.
Herr, sei mein Ohr für meinen
Ruf, mein Flehen
und sei mein Trost und in der
Angst mein Lied! -
Mit deiner Hilfe kann ich
sicher gehen!
Mit deiner Hilfe kann ich
sicher gehen;
ich hätte alles, was das Leben
trägt
und um zu trotzen, wenn das
Schicksal schlägt
und noch im Leid die Hand, die
führt, zu sehen...
Doch bin ich schwach. Es fehlt
mir an Vertrauen,
das noch im Dunkel deine Hand
ergreift.
Ich weiß: sie hält - und bin
doch nicht gereift,
nun meinen Glauben auf dein
Wort zu bauen.
Das nenn' ich Schuld: Dein
Führen zu erfahren
und wieder zaudern, schon beim
nächsten Schritt,
als wärst du fern und könntest
nicht bewahren!
Doch bleibst du treu! - all
meiner Schuld entgegen,
gehst du im Zweifel und
Versagen mit! -
Wie mach' ich gut die Fülle,
allen Segen?
Wie mach' ich gut die Fülle,
allen Segen?
Ich müßte tätig sein,
beharrlich, treu
bei deiner Sache, müßte
täglich neu
in Dank und Teilen Mund und
Hände regen.
Mein ganzer Mensch, mein
Handeln und mein Wesen
soll wie ein Spiegel sein, der
wiedergibt,
wie mich zuerst des Vaters
Güte liebt -
in meiner Art sei Gottes Art
zu lesen!
Und bin doch dir und meinem
Sollen fern,
ein Kind der Zeit,
verwechselbar mit allen,
ein Bild der Welt, kein
Spiegel meines Herrn!
Trag' deinen Namen zwar, doch
bin nicht echt
und bin aus mir kein Mensch,
dir zu gefallen:
Ich biete Sünde dir und bin
nicht recht.
Ich biete Sünde dir und bin
nicht recht
und möchte frei sein, alles
das zu machen,
was mir gefällt; auch häng'
ich an den Sachen...
So zieh' ich eng und enger das
Geflecht,
das meine Welt verbirgt vor
deinen Blicken!
Gott, hilf heraus und stelle
vor mich hin,
was meinem Leben Fülle gibt
und Sinn
und laß nicht zu, mich tiefer
zu verstricken!
Ich will heraus, aus allem,
was mich bindet,
damit mein Herz, im Handeln,
wie es soll
und wie du willst, die wahre
Freiheit findet.
Es wär' so viel, ja, alles
dran gelegen!
Doch hält's mich fest und
zieht verhängnisvoll:
Mein Tun und Denken geht auf
eig'nen Wegen!
Mein Tun und Denken geht auf
eig'nen Wegen;
es scheint mir oft, als hätt'
ich nicht Gewalt
in meinem Geist, wo ohne Maß
und Halt
die eig'nen Sinne fremde
Wünsche hegen.
Doch bin ich selbst der
Ursprung der Gedanken,
und nichts ist "fremd",
was da nach außen dringt! -
Sei du mein Meister, Gott, der
mich bezwingt,
und setze Ziele mir und klare
Schranken!
Und sei gefaßt, mein Gott,
auch daß ich lüge
und mich verstelle - selbst
noch im Gebet.
Zu schwer und hart sind mir
die eig'nen Züge!
So will ich dir mein tiefstes
Wesen klagen:
Ich bin kein Mensch, der zu
sich selber steht;
oft bin ich nicht, was meine
Worte sagen!
Oft bin ich nicht, was meine
Worte sagen
und halte kaum, was nur mein
Blick verspricht...
Aus meinem Innen kommt ein
trübes Licht,
weil viele Schatten Helles
überragen.
Du hast die Macht! Ich will
mich gerne fügen.
Zünd' groß, verzehrend deine
Fackel an,
daß sie vertreibt, was doch
nicht strahlen kann
und mach' ein Ende falschem
Schein und Trügen.
Du hast die Macht, die Mittel
und die Kraft,
mich aus mir selbst zu deinem
Glanz zu führen.
Wo nicht dein Wille meine
Heilung schafft,
da bin und bleib' ich meines
Wesens Knecht,
muß meiner Seele dunkle Kräfte
spüren:
Der eig'ne Wunsch, mein Wollen
macht mich schlecht!
Der eig'ne Wunsch, mein Wollen
macht mich schlecht.
Doch hab' ich selbst, was aus
mir wird, in Händen!
Ich weiß den Weg: Die Umkehr
kann es wenden;
und weiß das Wort: "Wo
ihr den Frieden brecht,
da will ich Einsicht,
Besserung und Reue!"
Ich bin bereit! Nur schenk'
mir, Gott, den Mut,
der nach dem ersten weit're
Schritte tut,
daß sich mein Wesen tief und
ganz erneue.
Herr, mach' mich stark, wo
meine Kräfte schwinden,
und geh' auch mit und wo der
Weg sich zweigt,
da hab' Geduld und laß dich
wieder finden.
Und nimm die Angst und weise
meinen Tagen
dein großes Ziel - bis sich
der letzte neigt...
Herr, laß nicht ab, zu lieben
und zu tragen!
XV ("Meistersonett")
Es ist dein Name, Gott, in dem
wir leben,
auch was wir selber sind, ist
Teil von dir.
Ich bin so klein - und doch
vertraust du mir,
von deinem Reich ein Zeugnis
abzugeben?
Es wird dein Wille, wenn du
willst, geschehen;
was ist ein Mensch, daß er dem
Schöpfer wehrt?
Du gibst mir täglich, was mein
Leib begehrt,
mit deiner Hilfe kann ich
sicher gehen.
Wie mach' ich gut die Fülle,
allen Segen?
Ich biete Sünde dir und bin
nicht recht:
Mein Tun und Denken geht auf
eig'nen Wegen!
Oft bin ich nicht, was meine
Worte sagen;
der eig'ne Wunsch, mein Wollen
macht mich schlecht!
Herr, laß nicht ab, zu lieben
und zu tragen!